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Kein Plan von Mathe – Dyskalkulie erkennen und therapieren

Kein Plan von Mathe – Dyskalkulie erkennen und therapieren

Schon wieder eine 5 in Mathe! Kommt euch das bekannt vor: Schlechte Noten trotz wochenlangen Lernens, reine Verzweiflung beim Kind und Unverständnis bei Lehrerinnen und Lehrern? Dann habt ihr es vielleicht mit Dyskalkulie, also einer Rechenschwäche zu tun. Diese Rechenschwäche kann in unterschiedlichen Ausmaßen auftreten und den betroffenen Kindern das Leben in der Schule, aber auch im Alltag zur Hölle machen. Doch nicht jedes Kind, das schlecht in Mathe ist, leidet gleich unter einer Dyskalkulie. Wir zeigen euch im Folgenden, wie sich eine Dyskalkulie bei Kindern in verschiedenem Alter zeigt, wie sie offiziell diagnostiziert wird und wie man sie therapieren kann.

Was ist Dyskalkulie?

Verzweiflung bei den Hausaufgaben | © PantherMedia / Vejaa

 

Unter einer Dyskalkulie versteht man eine Rechenschwäche. Sie gehört, wie auch die Legasthenie, zu den sogenannten Lernstörungen. Eine Dyskalkulie macht sich oft schon im frühen Kindesalter bemerkbar, in vielen Fällen wird sie aber nie offiziell diagnostiziert. Bei einer Dyskalkulie entwickeln sich bestimmte Fähigkeiten im Gehirn, die für das Verständnis von Zahlen, Mengen und Rechenvorgängen verantwortlich sind, nicht normal. Bis heute ist noch immer unklar, wie und warum eine Rechenschwäche überhaupt entsteht. Wissenschaftler vermuten, dass eine Entwicklungs- bzw. Aktivitätsstörung der Regionen im Gehirn, die für das Zahlenverständnis zuständig sind, Grund für die Entstehung der Rechenschwäche sind. In Deutschland sind etwa 3-7 % aller Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen von einer Dyskalkulie betroffen.

Die Symptome einer Dyskalkulie zeigen sich meist erst mit Beginn des Matheunterrichts in der Grundschule, doch auch im Kindergarten sind bei manchen Kindern schon die ersten Anzeichen erkennbar. Probleme mit Verhältnisangaben oder dem Abzählen können auf eine Dyskalkulie hindeuten. Das ist aber natürlich nicht immer zwingend der Fall. In der Grundschule fällt die Dyskalkulie deutlich häufiger auf. Das Schreiben und Benennen von Zahlen bereitet Schwierigkeiten und schon früh ist die Abgrenzung zu den anderen Schülern erkennbar: Kinder mit Dyskalkulie benötigen für ihre Aufgaben deutlich mehr Zeit als ihre Schulkameraden. In der Grundschule lernen Kinder das Fingerrechnen, um ihnen den Einstieg in die Mathematik zu erleichtern. Das Fingerrechnen kann ein weiteres Anzeichen für eine Dyskalkulie sein, wenn es lange über die Grundschulzeit hinaus und auch bei sehr simplen und eigentlich gut bekannten Rechenaufgaben zum Einsatz kommt.

Auch im Alltag haben Kinder mit Dyskalkulie oft Schwierigkeiten. So fällt ihnen beispielsweise der Umgang mit Geld oder das Lesen der Uhr schwer. Das kann natürlich auch im Erwachsenenalter zu Problemen führen.

Wie wird Dyskalkulie diagnostiziert?

Dyskalkulie diagnostizieren | © PantherMedia / photographee.eu

 

Eine möglichst frühe Diagnose ist wichtig, um dem Kind die entsprechende Förderung zukommen zu lassen, damit es in der Schule nicht den Anschluss verliert. Gerade bei Grundschulkindern sollte der Lehrer oder die Lehrerin in den Diagnoseprozess mit einbezogen werden. Sie können die Schwächen des Kindes meist gut einschätzen. Die offizielle Diagnose stellt ein/e Psychotherapeut/in oder ein/e Kinder- und Jugendpsychiater/in. In diesem Fachbereich gibt es einige Therapeutinnen und Therapeuten, die sich direkt auf Lernschwächen bei Kindern spezialisiert haben. In einem diagnostischen Gespräch werden sowohl die Eltern als auch das Kind zu seinem Verhältnis zum Rechnen und zu Zahlen befragt. In die Diagnose werden jedoch nicht nur die schulischen Leistungen, sondern auf die familiäre Situation und das soziale Umfeld des Kindes untersucht, um eine psychische Belastung durch äußere Umstände auszuschließen.

Zur erfolgreichen Diagnose einer Dyskalkulie gehört neben den psychologischen Gesprächen auch der Dyskalkulietest. Dieser wird durchgeführt, wenn trotz ausreichender Schulbesuche und einer „normalen“ Intelligenz eine Rechenschwäche besteht. Es gibt verschiedene Formen des Tests, wie etwa Rechen- oder IQ-Tests, um eine Dyskalkulie festzustellen. Einen einzelnen allgemeingültigen Test gibt es also nicht. Die behandelnden Therapeuten wissen am besten, welcher Test für das potenziell betroffene Kind am besten ist.

Dyskalkulie behandeln

Dyskalkulie therapieren | © PantherMedia / mary_smn

 

Dyskalkulie ist nicht heilbar, aber man kann sie behandeln. Damit das Kind den Anschluss in der Schule nicht verliert, sollte die Rechenschwäche möglichst schnell entdeckt und behandelt werden. Wenn ihr also feststellt, dass euer Kind große Schwierigkeiten im Umgang mit Zahlen hat, solltet ihr eine Dyskalkulie in Betracht ziehen. Die Therapie basiert zu großen Teilen auf einer sehr gezielten und individuellen Förderung des betroffenen Kindes. Rechentraining, Verhaltenstherapie sowie neuropsychologisches Training bilden den Grundstein der Therapie. Medikamente gegen Dyskalkulie gibt es nicht.

Verständnis zeigen

Menschen mit Dyskalkulie wird oft großes Unverständnis entgegen gebracht, sei es von den Eltern, die dem Kind beim Lernen oder den Hausaufgaben helfen wollen oder den Mathelehrer:innen. Natürlich gibt es einige wunderbare Lehrerinnen und Lehrer, die eine Rechenschwäche erkennen und gemeinsam mit den Eltern eine individuelle Förderung ausarbeiten. Viel zu oft gibt es aber diese Lehrer:innen ohne pädagogische Gabe, die nicht verstehen, warum das Kind nichts versteht, Themen immer und immer wieder auf dieselbe Art und Weise erklären und bei Unverständnis mit Frust und Ungeduld reagieren. Auch in diesem Fall kann eine offizielle ärztliche Diagnose helfen, um allen Beteiligten und auch dem betroffenen Kind selber zu zeigen, dass es nichts dafür kann.

Fazit

Erfolgreich in Mathe | © PantherMedia / AndrewLozovyi

 

Dyskalkulie kann den Betroffenen das Leben ganz schön schwer machen. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, dass eine stark ausgeprägte Rechenschwäche so früh wie möglich erkannt und mit der richtigen Therapie und Förderung behandelt wird. Erwachsene, deren Dyskalkulie nie diagnostiziert wurde, haben es nämlich schwerer, eine Behandlung zu bekommen, da nur wenige Psycholog:innen und Therapeut:innen auf die Behandlung von Dyskalkulie bei Erwachsenen spezialisiert sind. Mit der passenden Therapie, viel Geduld und Verständnis kann man eine Dyskalkulie aber sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen in den Griff kriegen.

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